Gondelbahn Emmetten-Stockhütte

 

2007: Betriebseinstellung und Neubau der Bahn

 

Nachdem in den letzten Jahren verschiedene Gondelbahnen des Systems Müller entweder ersatzlos abgebrochen oder durch Neubauanlagen erstetzt wurden, blieb mit der Kabinenbahn Emmetten-Stockhütte über dem Vierwaldstättersee (Kanton Nidwalden) die letzte derartige Anlage im Originalzustand erhalten. Im Jahre 2007 lief deren Betriebsbewilligung jedoch aus, womit auch die Tage dieser Bahn gezählt waren. Obwohl der Schweizer Heimatschutz auf die Schutzwürdigkeit dieser ästhetisch ansprechenden wie auch technisch faszinierenden Gondelbahn hinwies, musste die Anlage einem Neubau aus der heute üblichen 08/15-Massenproduktion Platz machen.

Die Gondelbahn Emmetten-Stockhütte geht zurück auf eine Initiative aus dem Jahre 1965, bei der sich das Initiativkommitee eine Belebung des Fremdenverkehrs von Emmetten erhoffte. Nach der Evaluation von verschiedenen Varianten wurde 1966 den Behörden ein Konzessionsgesuch eingereicht, dem im April 1967 auch entsprochen wurde, worauf im Juli des gleichen Jahres die Luftseilbahn Emmetten-Stockhütte AG (LES) gegründet werden konnte. Der Baubeginn verzögerte sich jedoch bis in den Frühling 1968, da die Beschaffung des nötigen Kapitals anfänglich einige Schwierigkeiten bereitete. Dafür gingen dann aber die Bauarbeiten während der Sommermonate zügig vonstatten, so dass die neue Bahn auf Anfang der Wintersaison bereit stand. Am 26. Dezember 1968 konnten zusammen mit der Gondelbahn auch der Skilift Twäregg und das neue Bergrestaurant Stockhütte feierlich eingeweiht werden.

Im Winter sind heute die Skigebiete von Emmetten-Stockhütte und Beckenried-Klewenalp durch zahlreiche Ski-und Sessellifte zusammengeschlossen. Im Sommer besteht mit den beiden Hauptzubringerbahnen die Möglichkeit einer lohnenden Rundwanderung Emmetten-Stockhütte via Twäregg zur Klewenalp und zurück nach Beckenried. Die Bahnen und Lifte der Region Stockhütte-Klewenalp werden von den Bergbahnen Beckenried-Emmetten AG betrieben.

 

Technische Daten der Gondelbahn Emmetten-Stockhütte:

 Inbetriebnahme  26. Dezember 1968
 Ausserbetriebsetzung  9. April 2007
 Erbaut durch  Gerhard Müller Dietlikon GMD
 Betriebslänge  1520,2 m
 Höhe Talstation (Spannvorrichtung)  764 m ü. M.
 Höhe Bergstation (Antrieb)  1286 m ü. M.
 Höhendifferenz  522,50 m
 Grösste Neigung  90 %
 Anzahl Stützen  10 + 1 Niederhalter
 Förderseildurchmesser  29 mm
 Spurweite  4 m
 Anzahl Kabinen  37 à 4 Pers., von CWA
 Fahrzeugabstand  100 m
 Fahrgeschwindigkeit  3,2 m/Sek.
 Förderleistung  460 Pers./h
 Gewicht des leeren Fahrzeuges  186 kg
 Gewicht des beladenen Fahrzeuges  486 kg
 Leistung Hauptantrieb  110 kW
 Leistung Hilfsantrieb  27 kW

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Abb.1: Die Talstation der Gondelbahn im Dorf Emmetten. Abb.2: Blick ins Innere der Talstation. In Bildmitte die verschiebbar gelagerte Umlenkscheibe für das Förderseil. Abb.3: Die Spannvorrichtung in Müller-typischer Konstruktion: Das Spanngewicht befindet sich im senkrecht stehenden, blauen Rohr und ist über Flaschenzüge mit der verschiebbaren Seilumlenkscheibe verbunden. Abb.4+5: Nochmals zwei Ansichten der Seilumlenkung mit der dazugehörenden Spannvorrichtung. Abb.6: Garagierte Gondeln in der Talstation. Charakteristisch für eine Müller-Gondelbahnen ist ihre einfache und leichte Bauweise, bei der sehr wenig Material verbaut werden musste.

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Abb.7: Die Talstation Emmetten mit einfahrender Kabine. Abb.8: Gleich im ersten Streckenabschnitt nach der Talstation wird die grösste Steigung von 90% erreicht. Abb.9: Auf Bergfahrt im Steilhang mit Blick auf Emmetten. Abb.10: Etwas weiter oben öffnet sich der Blick auf den Vierwaldstättersee. Abb.11+12: Der Steilhang ist überwunden, die Strecke wird jetzt etwas flacher. Im Hintergrund die 1699 Meter hohe Hochflue.

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Abb.13: Talwärts fahrende Gondel unterhalb Rinderbühl. Tief unten der Vierwaldstättersee. Abb.14-16: Auf Rinderbühl, kurz vor der Bergstation. Abb.17: Links im Bild sind die Hochflue und unter der Gondel die Mythen zu erkennen. Abb.18: Gondelbahn mit dem Niederbauen im Hintergrund. Auch dieser lohnende Aussichtspunkt ist von Emmetten aus mit einer Seilbahn erschlossen.

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Abb.19: Blick von der Terrasse des Berghauses Stockhütte in Richtung Vierwaldstättersee. Abb.20: Bergstation Rinderbühl-Stockhütte mit dem gleichnamigen Berggasthaus. Im Hintergrund erhebt sich der 2246 Meter hohe Schwalmis. Abb.21+22: Bergstation mit ausfahrenden Kabinen. Abb.23: Die verkleidete Antriebseinheit in kompakter Bauweise in der Bergstation. Die Gondeln werden auf der halbkreisförmigen Stationsschiene um den Antrieb herumgeführt.

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Abb.24+25: Zur Abfahrt bereitstehende Gondeln. Zum Starten müssen sie von Hand bis zum Startapparat angeschoben werden, der sie nach Erreichen des Mindestabstandes zur vorausfahrenden Gondel freigibt. Die Beschleunigung auf Seilgeschwindigkeit erfolgt auf einer kurzen Rampe mit Gefälle. Abb.26: Laufwerk mit Klemmapparaten eines Fahrzeugs. Durch ein Gelenk nahe des Gehängedrehpunktes wird die Konstruktion kurvengängig, so dass die Umführungsbogen in den Stationen durchfahren werden können. Abb.27: Verzögerer à la Müller: Nach dem Einfahren in die Station und dem Abkuppeln vom Seil fährt die Kabine mit dem Boden auf die langsam laufenden Riemen der Fördereinrichtung auf und wird so in ihrer Fahrt abgebremst. Einfacher gehts wohl nicht! Abb.28: Bergstation Rinderbühl auf 1286 m ü. Meer.

Alle Fotos: C. Gentil



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