Gondelbahn Saas Fee - Plattjen

 

 

Mit der Plattjenbahn von Saas Fee im Kanton Wallis wurde in den Jahren 1962/63 zum letzten Mal in der Schweiz eine Gondelbahn neu gebaut, deren Kabinen nur zwei Personen Platz boten. Erbauerin der Anlage war das Werk Bern der renommierten Firma Von Roll. Verwendet wurden für diese Umlaufbahn Klemmen des Typs VR-101, also die selben Kupplungen, wie sie auch bei den bekannten Quersitz-Sesselbahnen der gleichen Firma zum Einsatz kamen.

Anstelle der überdachten Sessel in Stahlrohrbauweise waren bei der Plattjenbahn aber geschlossene Gondeln im Umlauf, deren Sitze wie bei den Sesseln quer zur Fahrtrichtung angeordnet waren. Lieferantin dieser Kabinen war die Berner Firma Gangloff. Diese Kabinen-Bauart mit ovalem Grundriss wurde 1958 an der Weltausstellung in Brüssel das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Konstruktion bestand aus einem tragenden Stahlgerippe mit einem Dach und Verkleidungen aus Aluminium und in Gummiprofilen eingesetzten gewölbten Plexiglasfenstern. Die nach aussen schwenkbare Türe musste von Hand geöffnet und geschlossen weden. Die zwei nebeneinander angeordneten Sitze waren aus Holz und Kunstharz in einer idealen Sitzform gepresst und für den Transport der Skier waren an der Kabinenaussenwand zwei Köcher angebracht. Zur Belüftung der Kabine waren in zwei Fenstern Schieber eingebaut und unter dem Dach war eine im Winter verschliessbare Ventilationsöffnung vorhanden. Erstmals zur Anwendung kamen derartige Gondeln in der Schweiz bei der Sesselbahn Gstaad - Wasserngrat als Ergänzung zu den vorhandenen 2er-Sesseln.

Wie bereits erwähnt, entsprach die Bauart der Plattjenbahn weitgehend derjenigen der älteren Sesselbahnen der gleichen Erbauerfirma. Der Bahnantrieb befand sich in der Talstation, während die Spannvorrichtung in der Bergstation platziert wurde. Speziell war, dass die Einfahrhalle der Talstation im ersten Stock des Gebäudes untergebracht war und die Bahn quer zur Gebäudelängsachse ins Freie führte. Entsprechend eng waren daher, verglichen mit heutigen Ansprüchen, auch die Platzverhältnisse im Innern der Talstation. In den letzten Jahren ihres Bestehens war die Förderleistung der Plattjenbahn mit ihren 2er-Kabinen zunehmend ungenügend geworden, so dass die bald 40-jährige Bahn im Jahre 1999 einem Neubau weichen musste. Erstellt wurde die neue Kabinenbahn mit den 66 Gondeln für je 6 Personen von der Firma Von Roll/Doppelmayr in Thun. Dabei wurde die Talstation ausgebaut und eine neue, offene Bergstation neben das alte Gebäude gesetzt, welches nun der Garagierung der Kabinen dient. Die Förderleistung der neuen Plattjenbahn beträgt zur Zeit 1200 Pers./h und lässt sich bei Bedarf bis auf 1600 Pers./h ausbauen.

Technische Daten der Gondelbahn Saas Fee - Plattjen (1963 - 1999):

 Inbetriebnahme  12. 04. 1963
 Abbruch / Ersatz  1999
 Erbaut durch  Von Roll, Werk Bern
 Fahrbahnlänge  2220 m
 Höhe Talstation  1805 m.ü.M.
 Höhe Bergstation  2572 m.ü.M.
 Höhendifferenz  767 m
 Grösste Neigung  67,2 %
 Anzahl Stützen  14
 Grösste Spannweite  202 m
 ø Förderseil  30 mm
 Anzahl Kabinen  95 à 2 Pers.
 Kabinenleergewicht  175 kg
 Fahrgeschwindigkeit  3,0 m/sec.
 Förderleistung  500 Pers./h

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Abb.1: Die Talstation der Plattjenbahn mit Blick auf die Strecke. Im gleichen Gebäude (rechts, auf dem Bild nicht mehr sichtbar) ist auch die Talstation der Gondelbahn zum Spielboden untergebracht. Abb.2: Im Innern der Talstation. Soeben hat eine einfahrende Gondel die Auskuppelstelle passiert und wird nun vom Kettenförderer zum langsamen Weitertransport auf den Stationsschienen erfasst. Hinter den Verschalungen befinden sich die Einrichtungen des Bahnantriebes. Am rechten Bildrand ist die zweirillige Antriebsscheibe für doppelte Seilumschlingung und in der Mitte die gelbe Gegenscheibe zu erkennen. Abb.3: In die Talstation einfahrende Kabine von aussen gesehen. Abb.4: Kabine bei der Stationsausfahrt. Abb.5: Zwei Generationen Von Roll-Umlaufbahnen: Vorne die Plattjenbahn von 1963 mit ihren 2er-Gondeln und im Hintergrund die erste Sektion des modernen Alpin-Express von 1991, einer 3-Seil Umlaufbahn mit abkuppelbaren Kabinen für je 30 Personen.

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Abb.6: Blick aus der Kabine auf die Talstation. Abb.7, 8: Nur gerade das erste Streckenstück ist umsäumt von Bäumen, der grössere Teil davon befindet sich oberhalb der Baumgrenze. Abb.9,10: Zwei Ansichten der Strecke im oberen Teil. Die Bauart der Stützen entspricht weitgehend derjenigen, wie sie auch schon bei den früheren Sesselbahnen zur Anwendung kam.

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Abb.11,12: Die Bergstation mit ihrem Bruchstein-Mauerwerk und dem davor gelagerten Doppelmasten. Auch die 2er-Sesselbahn (auf Bild 12 links am Rand erkennbar) wurde inzwischen abgebrochen. Abb.13,14: Der Doppelmast vor der Bergstation, der das Seil von der Steigung in die Horizontale verbringt. Abb.15: Im Innern der Bergstation. Auch hier werden die eingetroffenen Kabinen mittels Kettenförderer weiterbewegt. Das Seil wird über die grossen, gelben Umlenkscheiben zum Spanngewicht geführt, das in einem Schacht frei beweglich aufgehängt ist.

Alle Fotos ausser Abb. 8: C. Gentil


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