Luftseilbahn Rhäzüns - Feldis, LRF
Neue Bahn seit 25. November 2006 in Betrieb
Diese Luftseilbahn finden wir im Kanton Graubünden am Hinterrhein beim Taleingang zum Domleschg, das durch seine zahlreichen Burgen und Schlösser bekannt ist. Die Talstation am südlichen Rand des Dorfes Rhäzüns liegt zwischen der Kantonsstrasse nach Thusis und der Albulalinie der Rhätischen Bahn. Ziel der Seilbahn ist das 800 m höher gelegene Bergdorf Feldis, das auf einer aussichtsreichen und sonnigen Terrasse liegt. Den Fahrgast erwartet vor allem im ersten Streckenabschnitt eine spektakuläre Seilbahnfahrt, während der man auf einem Spannfeld von 1016 m Länge zeitweise bis 200 m über den Rheinauen schwebt und dabei ein eindrückliches Panorama ins Domleschg oder gegen das Rheintal geniessen kann. Die Luftseilbahn präsentiert sich in ihrem äusseren Erscheinungsbild weitgehend im Originalzustand von 1958, sogar die Kabinen mit ihren Laufwerken haben die nun schon bald fünfzigjährige Betriebszeit überdauert! Der Erbauer der Bahn, Willi Habegger aus Thun, hat hier ein robustes und langlebiges Werk geschaffen. Erste Bestrebungen, Feldis mit einer Seilbahn zu erschliessen, reichen ins Jahr 1949 zurück. Wie mit der Luftseilbahn Riddes - Isérables wollte man auch hier der Bevölkerung eine wintersichere Verbindung ermöglichen, allerdings waren die zu erwartenden Frequenzen wesentlich geringer als bei der erwähnten Bahn im Wallis. Trotzdem erteilte der Bundesrat auf Antrag des eidg. Post- und Eisenbahndepartementes eine Konzession, allerdings unter der Auflage, dass das erste Projekt redimensioniert werde. Im Jahre 1950 wurden auch Überlegungen angestellt, eine Zweiseil-Kabinenumlaufbahn der Firma Karl Peter aus Batschuns (Vorarlberg) mit vier, später ev. mit acht Kabinen zu bauen. Nach mehreren Änderungen am Betriebskonzept und weiteren Konzessionseingaben bzw. Verlängerungen einigte man sich schliesslich auf das Projekt von Willi Habegger, das nun eine Pendelbahn vorsah, deren Kollaudation am 31. Juli 1958 stattfand und die seit dem 1. Aug. 1958 dem öffentlichen Verkehr zur Verfügung stand. Nach 48 Betriebsjahren hatte die Luftseilbahn ausgedient und die Kabinen verrichteten am 2. April 2006 ihre letzte fahrplanmässige Fahrt. Nach dem Abbruch der alten Anlage erstellte die Firma Inauen-Schätti während des Sommers 2006 eine neue Pendelbahn, die am 25. November 2006 den fahrplanmässigen Betrieb aufnehmen konnte.
Technische Daten der alten Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis:
Inbetriebnahme | 01. Aug. 1958 |
Ausserbetriebsetzung | 02. April 2006 |
Erbaut durch | Willi Habegger, Thun |
Fahrbahnlänge | 2300 m |
Höhe Talstation | 666 m.ü.M. |
Höhe Bergstation | 1466 m.ü.M. |
Höhendifferenz | 800 m |
Mittlere Steigung | 37,6 % |
Grösste Steigung | 55,0 % |
Anz. Zwischenstützen | 5 |
Grösste Spannweite | 1016 m |
ø Tragseil | 28 mm |
Tragseilbruchlast | 83 t |
Tragseilspanngewichte (Talstation) | 2 à 16 t |
ø Zugseil | 19 mm |
Zugseilbruchlast | 22,4 t |
Zugseilspanngewicht (Bergstation) | 7,2 t |
ø Gegenseil | 21 mm |
ø Hilfsseil | 10 mm |
Fahrgeschwindigkeit | 5 m/sec. |
Kabinen | 2 à 10 +1 Pers., von Eggli SA, Lausanne |
Eigengewicht einer Kabine | 950 kg |
Förderleistung | 60 Pers./h |
Antrieb (Talstation) | Ward-Leonard |
Spitzenleistung des Antriebmotors | 63 PS (47,25 kW) |
Abb.1: Talstation Rhäzüns. Gut sichtbar auf einem verschiebbaren Wägelchen die offene Rettungsgondel, die im Falle einer blockierten Bahn zum Einsatz kommt. Dazu wird die Gondel auf das Tragseil gehoben und mit Hilfe des Rettungsseiles, das einen eigenem Antrieb besitzt, auf die Strecke zur stecken gebliebenen Kabine geschickt. Abb.2: Wartende Kabine in der Talstation. Abb.3 Das achträderige Kabinenlaufwerk mit den zwei Fangbremsen in der Talstation. Am rechten Bildrand zu sehen sind oben die Aufhängerollen des Rettungsseiles und darunter der Tragseilschuh und die Rollenbatterie des Zugseiles. Abb.4: Blick in den Maschinenraum, der sich im Untergeschoss der Talstation befindet. Auf diesem Bild ist der fremdventilierte Gleichstrommotor und die zweirillige Antriebsscheibe mit den Bremsen zu sehen. Abb.5: Links die ebenfalls zweirillige Gegenscheibe des Zugseiles, in Bildmitte der Hilfs-Benzinmotor und rechts die mittels langem Hydraulikzylinder betätigte Spannvorrichtung für das Hilfsseil. Abb.6: Antriebs-Gegenrad mit Einrichtungen für die Seilgeschwindigkeits- und Wegmessung. Abb.7: Blick in einen Spanngewichtsschacht. Jede Fahrbahn hat ihr eigenes, 16 Tonnen schweres Tragseilspanngewicht.
Abb.8: Einfahrende Kabine in die Talstation. Abb.9: Kabine bei der Talstation mit dem Schloss Rhäzüns und der Kirche Sogn Gieri im Hintergrund. Abb.10: Die Kabinen der Carosseriefirma Eggli SA aus Lausanne/Malley präsentieren sich auch heute noch im gleichen Zustand wie zur Zeit der Bahneröffnung. Abb.11+12: Stütze Nr.1 nach dem grossen Spannfeld. Da die unbelasteten Tragseile von dieser Stütze abheben würden, kommen hier spezielle Tragseilsattel zum Einsatz, die sowohl Stütz- als auch Niederhaltefunktionen erfüllen müssen. Abb.13: Blick hinunter zur Stütze Nr.1 und auf das Dorf Rhäzüns. Abb.14: Zwischen Stütze 1 und Stütze 2 kreuzen sich die Kabinen.
Abb.15: Mast Nr.2 ist mit einer Plattform zum Ein- und Aussteigen ausgerüstet, damit die Alp Tuals mit der Bahn bedient werden kann. Ausserdem befindet sich hier die Umlenkung für das Hilfsseil, so dass der Einsatzbereich der Rettungskabine an diesem Mast endet. Abb.16: Die Höhe von Feldis ist schon fast erreicht. Kabine zwischen den Stützen 3 und 4. Abb.17+18: Kabine bei der Stütze 4. Im Hintergrund sind die Hänge der weissen Arena von Flims / Laax zu erkennen. Abb.19+20: Mast 5 (mit 16 Metern die höchste Stütze) kurz vor der Bergstation. Abb.21: Nach der letzten Stützenüberfahrt wird das Dorf Feldis sichtbar.
Abb.22: Das Panorama vom Dorf aus gesehen. Vorne die Luftseilbahn, im Hintergrund die weiten Hänge der weissen Arena von Flims. Abb.23: Kabine bei der Bergstation. Für den Transport von Gepäck und kleineren Gütern besitzen die Kabinen zwei separate, stirnseitig angeordnete Plattformen. Abb.24: Blick von der Bergstation in Richtung Tal. Abb.25+26: Vom Perron der Bergstation aus beobachten wir eine einfahrende Kabine. Abb.27+28: Das an einem Hang klebende Gebäude der Bergstation. Auf Bild 28 ist rechts an der Fassade der gemauerte Schacht des Gegenseilspanngewichtes zu erkennen.
Abb.29: Auf dem Perron der Bergstation. Abb.30: Mit Fahrgästen besetzte und abfahrbereite Kabine in der Bergstation. Abb.31: Kabinenlaufwerk in der Bergstation. Im Gegensatz zur Talstation fehlen hier die Tragseilsattel. Abb.32+33: Die Rückseite der Bergstation. Raffiniert gelöst ist die Umlenkung des Gegenseiles. Die zwei Umlenkscheiben sind auf einem Schlitten gelagert, welcher an den über die Stationsrückwand hinaus verlängerten Tragseilen aufgehängt ist. Dieser Schlitten ist mit dem Spanngewicht in der Bergstation über ein Spannseil verbunden, das um eine eigene Umlenkscheibe geführt wird. Abb.34: Der aufgehängte Schlitten für die Gegenseilumlenkung mit dem Dörfchen Feldis im Hintergrund. Abb.35: Im Hang eingelassene Tragseilverankerung mit der erwähnten Umlenkscheibe für die Gegenseilseilabspannung. Die Poller für die Tragseile befinden sich unter dem Wellblechdach.
Abb.36: Firmenschild des Herstellers in der Bergstation. Abb.37-39: Der Abbruch der alten Habegger-Bahn hat in der ersten Aprilwoche 2006 begonnen und bereits liegt diverses "Alteisen" zum Abtransport bereit bei der Talstation. Viel zu schade für den Schredder sind die beiden Kabinen, die sich auch nach 48 Jahren noch in einem ausgezeichneten Zustand befinden! Leider hat man es versäumt, die dazu gehörenden Laufwerke und Gehänge aufzubewahren. Somit ist es nun nicht mehr möglich, die alte Habegger-Technik anhand eines kompletten, auszustellenden Fahrzeuges zu dokumentieren.
Die neue Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis LRF
Am 25. November 2006 hat die neue Luftseilbahn offiziell ihren Betrieb aufgenommen. Entstanden ist eine topmoderne Hightech-Bahn, die trotzdem überraschend stark an die Vorgängeranlage erinnert, obwohl die neue Konstruktion kaum Gemeinsamkeiten mit der alten teilt. Übernommen wurde das langjährige "Markenzeichen" der LRF, das leuchtende Rot der Kabinen mit den gelben Schriftzügen, womit der Wiedererkennungswert der Bahn gewährleistet bleibt. Als technische Besonderheit ist die Befestigung der Tragseile zu erwähnen, die nicht mehr wie bei der alten Bahn in der Talstation durch Betongewichte gespannt werden, sondern fix verankert sind. Die Anlage kann neu durch einen einzigen Mann in der Talstation bedient werden; der Betrieb in der Bergstation läuft weitgehend ferngesteuert ab. Dazu sind die Zugangstüren zu den Perrons und die Kabinentüren mit einem elektrischen Schliessmechanismus ausgerüstet. Ebenfalls vorhanden ist eine Videoüberwachungsanlage und eine Kommunikationseinrichtung in Form von Gegensprechanlagen, die eine Beschallung des Warteraums, des Perronbereiches und der Kabinen ermöglichen. In den geräumigen, mit einer ringförmigen Sitzbank ausgerüsteten Kabinen finden 14 Personen Platz. Sehr attraktiv ist die Panorama-Rundumverglasung, die einen ungehinderten Genuss der Aussicht ermöglicht. Laut Hersteller kommt diese ursprünglich für Gondelbahnen entwickelte Kabinenbauart hier zum ersten Mal bei einer Pendelbahn zum Einsatz. Die runde, aerodynamisch optimale Form bietet dem Wind sehr wenig Angriffsfläche, was gerade in der ersten, sehr exponierten und dem Wind ausgesetzten Streckenhälfte der LRF von Vorteil ist. Die für die Reisenden äusserst lästigen Betriebsunterbrüche wegen zu starkem Wind können dank der neuen Kabinen und den weit auskragenden Stützenjoche auf ein Minimum reduziert werden.
Technische Daten der neuen Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis:
Inbetriebnahme | 25. November 2006 |
Erbaut durch | Inauen-Schätti AG Schwanden |
Schräge Länge | 2320 m |
Höhendifferenz | 800 m |
Stützen | 3 |
Grösstes Spannfeld | 1350 m |
Kabinen | 2 à 14 Pers. von CWA |
Nutzlast | 1200 kg |
Fahrgeschwindigkeit | 7 m/Sek. |
Förderleistng | 126 Pers./h |
Abb.40: Obwohl komplett neu aufgebaut, glaubt man, es handle sich hier um die alte Talstation. Ein einfacher aber formschöner und zweckmässiger Bau. Abb.41: Auf den bequem zugänglichen Wartungspodesten lassen sich die achträderigen Laufwerke (ohne Fangbremsen) optimal kontrollieren und unterhalten. Abb.42: Blick in den hellen Technikraum, der sich nun nicht mehr im Keller, sondern im Obergeschoss befindet. Links die kompakte Antriebseinheit, rechts der rote Schrank der elektronischen Bahnsteuerung. Abb.43: Die mächtige Stütze Nr. 1 auf Tuals steht dort, wo sich früher der Mast Nr. 2 mit dem Zwischeneinstieg befand. Abb.44: Bei der Stütze Nr. 2 und am gleichen Fotostandort wie auf Bild 16.
Abb.45: Mast Nr. 2 aus der Froschperspektive. Auffallend an dieser Seilbahn sind die äusserst breiten Zugseilrollen. Abb.46: Das selbe Fotomotiv wie auf Bild 18, nur etwa eineinhalb Jahre später. Abb.47: Die Bergstation steht zum grossen Teil auf den alten Fundamenten. Das Zugseilspanngewicht findet seinen Platz neu zwischen den Stützen der Tragseilsättel, wobei die Dämpfung des Gewichtes auf dem berührungs- und verschleissfreien Wirbelstromprinzip beruht. Trotz seiner Grösse wirkt das Stationsgebäude nicht als Fremdkörper in der Umgebung und fügt sich dank der -zur Zeit noch hellen- Holzverkleidung der Fassaden gut ins Dorfbild ein. Abb.48: Die Tragseilpoller mit der Seilreserve befinden sich wie bei der früheren Bahn in einem separaten Häuschen hinter der Bergstation. Abb.49: Die Schilder geben Auskunft über die am Bahnbau beteiligten Firmen.
Alle Fotos: C. Gentil
Fahrplan und weitere Infos: http://www.feldis-lrf.ch