Sesselbahn Krupka - Mückentürmchen (CZ)

Lanová dráha z Krupky na Komáří vížku


Letzte in Betrieb stehende Quersitz-Sesselbahn des Systems Von Roll VR101!


Eine erste Idee zum Bau einer Transportbahn auf die Höhenzüge des Erzgebirges in der Umgebung des Kurbades Teplice geht auf das Jahr 1838 zurück. Damals wurde am Mückentürmchen Zinn abgebaut. Von diesen Aktivitäten zeugen heute noch verschiedene Krater am Berg und der Glockenturm auf dem Gipfel des Berges, dem 1857 ein Gasthaus angegliedert wurde. Erst 1903 wurde die Planung für ein weiteres Bahnprojekt der Firma Siemens aufgenommen, welches aber aufgrund der langen Planungszeit schliesslich durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vereitelt wurde.
1932 wurde ein neues Bergbahnprojekt vorgestellt: Eine normalspurige Standseilbahn für kombinierten Personen- und Güterverkehr mit der Talstation in Bohosudov (Mariaschein) bei der Stadt Krupka (Graupen). Auch dieses Vorhaben wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhindert.

Eine günstigere Zeit war erst nach dem Ende des Krieges gekommen, als die Projektierung und der Bau der 2339 m langen Sesselbahn von Bohosudov zum Mückentürmchen oberhalb der Stadt Krupka in die Tat umgesetzt werden konnte. Die Firma Transporta aus Chrudim erbaute die Seilbahn in Lizenz der Schweizer Firma Von Roll in Bern. Die Bauart „Von Roll VR101“ wurde 1944/45 entwickelt und war weltweit das erste Personenseilbahnsystem mit abkuppelbaren Fahrzeugen (Erstanlage 1945 in Flims). Damit gehörte die Bahn von Krupka zu den modernsten und leistungsfähigsten Sesselbahnen ihrer Zeit. Ausserdem war sie damals mit ihrer schrägen Länge von 2348 m die drittlängste Sesselbahn ihrer Bauart mit nur einer Sektion (nach den Bahnen am Monte Lema mit 2690 m und Alpe di Mera mit 2366 m). Am 25. Mai 1952 wurde der reguläre Betrieb aufgenommen, der ab dem 1. Juli 1953 von der Tschechoslowakischen Staatsbahn ČSD geführt wurde. Im Kursbuch hatte die Strecke die Nummer 11f (später 133, zuletzt 901). 1996 wurde die Sesselbahn privatisiert und im Jahr 2009 schliesslich von der Stadt Krupka gekauft. Seit der Inbetriebnahme im Jahr 1952 wurden mit der Bergbahn mehr als 5,6 Millionen Fahrgäste befördert.

Interessant und ungewöhnlich ist, dass diese Sesselbahn seit ihrer Eröffnung praktisch keine technischen Veränderungen erfahren hat und sich somit noch im Originalzustand von 1952 befindet! Zwar sind die Spuren der Zeit mancherorts nicht zu übersehen, doch hat man vor einiger Zeit begonnen, die Anlagen nach und nach zu überholen und zu restaurieren. Zudem wurden diverse Ersatzteile von der baugleichen, 2012 abgebrochenen Sesselbahn an der Schneekoppe im Riesengebirge sichergestellt. Zusammen mit dem insgesamt guten mechanischen Zustand der Bahn dürften diese Massnahmen dazu führen, dass dieses industrie- und technikgeschichtliche Relikt aus der Zeit des touristischen Aufschwungs der ehemaligen Tschechoslowakei noch viele Jahre zuverlässig seinen Dienst verrichten wird!

Nachdem man in der Schweiz - im Mutterland der Von Roll-Sesselbahnen - nicht willens war, wenigstens eine dieser epochemachenden Anlagen zu erhalten, müssen Freunde dieses Bahntyps nun ins tschechische Erzgebirge reisen um die historische Technik und das einzigartige Fahrgefühl erleben zu dürfen. Ein Besuch dieser nun weltweit einzigartigen Bahn kann nur wärmstens empfohlen werden!
 


Sedačková lanovka Krupka-Bohosudov – Komáří Vížka

Snaha postavit lanovou dráhu na vrchol Krušných Hor v okolí Teplic se datuje již do třicátých let. Několikrát byly vypracovány projekty, ale stavět se nikdy nezačalo. Příznivější čas nastal až krátce po II.sv.válce, kdy se podařilo prosadit a realizovat stavbu 2339 metrů dlouhé lanovky z Bohosudova na Komáří Vížku nad Krupkou (Kněžiště). Jedná se o dosud nejdelší lanovou dráhu s oběžným provozem (tedy pokud pochopitelně počítáme každý úsek zvlášť). Provoz byl zahájen 25.května 1952, od 1.července 1953 převzaly provoz ČSD, které dráhu označily jako 11f. Veškeré vybavení lanové dráhy bylo opět postaveno na základě licence Von Roll, uvádí se, že právě tady začaly rozpory mezi Transportou a VonRollem. Lanovka přežila bez jakýchkoliv změn do roku 1996 (pochopitelně kromě obvyklého kolotoče změn označení, které přes číslo 133 došlo na 901 v posledním roce provozování ČSD). Na základě privatizačního projektu získala do svého majetku soukromá společnost Dragon Trade a to k 1.květnu 1996. Této firmě patří i hotel na vrcholu. Nový vlastník připravuje zásadní modernizaci, k té ale zatím nedošlo.


Technische Daten der Sesselbahn Bohosudov - Komáří Vížka:
Technické parametry lanovky:

 Erbaut durch
 Transporta Chrudim (CZ), in Linzenz Von Roll, Werk Bern
 Inbetriebnahme 
 25. Mai 1952
 Schräge Länge
 2348 m
 Höhe Talstation
 326 m. ü. M.
 Höhe Bergstation
 808 m. ü. M.
 Höhendifferenz
 482 m
 Anzahl Stützmasten
 25
 Anzahl Niederhaltemasten
 4
 Förderseil
 ∅ 23 mm
 Spanngewicht
 6000 kp, Talstation Bohosudov
 Spannseil
 ∅ 40 mm
 Spurweite
 3000 mm
 Anzahl Sessel
 50
 Antriebsleistung
 55 kW, Bergstation Komáří Vížka
 Fahrgeschwindigkeit
 2,5 m/Sek.
 Fahrzeit
 15,5 Min.
 kleinster Sesselabstand
 80 m
 Förderleistung
 226 Pers./h




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Abb.1: Die Talstation mit ihrem grosszügigen Zugang. Abb.2: Warte- und Kassaraum der Talstation. Die Ambiance erinnert an vergangene Zeiten des Sozialismus. Abb.3+4: Tafeln an der Kassa, die über Fahrpreise und technische Daten der Bahn Auskunft geben. Abb.5+6: Blick in die Bahnhalle mit der Spannvorrichtung. Zahlreiche Sessel warten auf dem Stationsgleis auf ihren Einsatz. Abb.7: Blick aus der Talstation in Ausfahrrichtung. Abb.8: Herstellerschild der Firma Transporta. Abb.9: Einfahrender Sessel. Abb.10: Blick in die Talstation auf der Einfahrseite. Abb.11: Das frei hängende, 6 Tonnen schwere Spanngewicht in seinem Schacht. Abb.12+13: Sehr freundliches Personal ist den Fahrgästen beim Ein- und Aussteigen behilflich. Abb.14: Ein startbereiter Sessel hängt im Startapparat. Abb.15: Stationsausfahrt mit anschliessendem Niederhaltemast. Abb.16: Blick aus der Talstation auf die Strecke. Abb.17: Kurz nach der Stationsausfahrt.

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Abb.18+19: Talstation mit bergwärts fahrenden Sesseln. Abb.20: Auf der Talfahrt kurz vor der Stationseinfahrt. Abb.21: Überfahrt über die erste Stütze. Abb.22-25: In der Waldschneise des ersten Streckenabschnitts. Im Hintergrund ist der Ortsteil Bohosudov zu erkennen. Abb.26: Wald und Buschwerk links und rechts der Bahn werden immer dichter. Abb.27: Alle Stützen wurden in letzter Zeit entrostet und neu gestrichen und hinterlassen einen sehr gepflegten Eindruck. Abb.28+29: Nach etwa einem Drittel der Strecke muss ein Steilhang überwunden werden. Abb. 30-33: Etwa in Streckenmitte. Damit das Lichtraumprofil gewährleistet bleibt, muss der Wald immer wieder ausgeholzt werden. Abb.34+35: Hier wird eine Kuppe überfahren, wonach die Bahn ein leichtes Gefälle befährt. Abb.36: Blick in Richtung Talstation. Hier wird die kurze Gegensteigung deutlich sichtbar. Abb.37: Zwei sich kreuzende Sessel. Der bergwärts fahrende Sessel ist mit einem Kunststoffdach ausgerüstet. Abb.38+39: Nochmals der gleiche Streckenabschnitt aus dem talfahrenden Sessel aufgenommen. Abb.40: Die letzte Steigung vor der Bergstation. Abb.41: Kurz vor der Bergstation wird etwa die Hälfte der gesamten Strecke überblickbar. Abb.42: Stütze 22. Die Bergstation ist fast erreicht. Abb.43-45: Stütze 23. 

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Abb.46+47: Stützen 22 und 23. Obwohl nur gerade auf 800 Metern über Meer gelegen, wirkt die Vegetation hier aufgrund des rauhen Klimas schon recht alpin. Abb.48: Mast 24 und Stationseinfahrt. Abb.49+50: Sessel bei der Bergstation mit Stütze 24. Im Hintergrund ist die Stadt Ústí nad Labem zu erkennen. Abb.51: Bergstation mit soeben eingefahrenem Sessel. Abb.52+53: Blick aus der Bergstation auf ankommende Sessel. Abb.54: Die Antriebseinheit in der Bergstation in typischer Von Roll-Bauweise. Abb.55+56: Abgestellte Sessel auf dem Umführungsbogen. Abb.57: Eine Klappweiche stellt hier die Verbindung zum Sesselmagazin und zur Werkstatt her. Abb.58+59: Antriebsmotor, Betriebsbremse und Schneckengetriebe, hier noch auf dem Antriebsbock montiert, was der ursprünglichen Von Roll-Konstruktion entspricht. Im Zuge von Erneuerungen und Leistungssteigerungen wurden die Antriebe der meisten VR101-Sesselbahnen auf das Betonfundament unter den Antriebsbock verlegt. Abb.60+61: Blick in das Kommandohäuschen mit dem Steuerkontroller und dem Kommandopult. Praktisch die gesamte Technik, Kommunikationseinrichtungen eingeschlossen, stammen noch aus den Anfangsjahren! Abb.62+63: Sesselmagazin der Bergstation.

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Abb.64: Kupplungen im Sesselmagazin. Abb.65: Auch die Reparaturwerkstatt wirkt nostalgisch. Eine Kupplung ist gerade in Arbeit. Abb.66: Die Notstromgruppe, bestehend aus Dieselmotor und Generator. Damit kann die Sesselbahn auch bei Stromausfall weiter betrieben werden. Abb.67: Kupplung im Startapparat der Bergstation. Abb.68: Ansicht der Kuppelstelle. Rot der Druckbalken, der die durchfahrende Kupplung auf das Seil drückt und so zum Schliessen bringt. Nach der Führungsrolle ist die Durchfahrblende zu erkennen, die eine fehlerhaft geschlossene Kupplung registrieren und die Bahn stoppen würde. Abb.69: Nach der Kuppelstelle folgt die Einrichtung zur Prüfung Abziehkraft. Diese wird aber nicht während dem laufenden Betrieb, sondern nur nach festgeschriebenen Intervallen (z.B. monatlich) durchgeführt. Abb.70: Ein besetzter Sessel wird vom Bahnangestellten mittels Handauslösezug gestartet. Abb.71: Nach der Ausfahrt muss der Sessel als letzte zusätzliche Sicherheitskontrolle eine kurze Steigung befahren bevor es ins Gefälle geht. Fahrzeuge mit ungenügender Klemmkraft würden hier zurück gehalten. Abb.72: Aussenansicht der Bergstation. Abb.73: Billettschalter der Bergstation. Abb.74+75: Das Berggasthaus mit dem historischen Glockenturm geht auf das Jahr 1857 zurück. Abb.76-78: Austausch von Rollenbatterien an einem Mast. Eine alte Rollenbatterie wurde mittels Flaschenzug zu Boden gelassen, während eine frisch revidierte Batterie auf die Montage wartet. Auf der Talfahrseite ist bereits eine überholte Rollenbatterie montiert und das Seil liegt wieder in ihren Rollen. Abb.79: Um an die Herkunft dieses Sesselbahnsystems zu erinnern, wurde kürzlich in der Talstation zusätzlich zur originalen Firmentafel von Transporta noch ein Gussschild der Firma Von Roll montiert. Gestiftet wurde das Firmenschild von Schweizer Seilbahnfreunden.

Fotos: 37, 40, 49, 50: Andreas Griessing; 76-78: Tom Trnavsky; 2, 3, 4, 43, 52, 79: Jakob Schuler; übrige: Claude Gentil.



Neu: Souvenirs von der Sesselbahn Krupka!

Verschiedene Textilien mit Stickereien mit Sesselbahn-Motiv. Swiss made! Das ideale Geschenk für Freunde der Von Roll-Sesselbahnen!

Zu beziehen durch: Skilift & Seilbahnmuseum Jakob Schuler, Orpund.



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