Luftseilbahn Chur - Känzeli (Brambrüesch) LCB

 

2006: Neubau der 1. Sektion Chur-Känzeli.

 

Mit den Brambrüeschbahnen gelangen Ausflügler und Wintersportler von der Stadt Chur aus direkt ins aussichtsreiche Wander- und Skigebiet des Dreibündensteins. Die Idee, dieses einzigartige Naherholungsgebiet mit einer Bergbahn zu erschliessen, tauchte bereits 1946 erstmals in der Tagespresse auf. Das Vorhaben stiess damals in der Bevölkerung jedoch auf wenig Interesse und so verschwand das Projekt vorerst wieder in der Schublade. Fünf Jahre verstrichen und am 16. Juli 1951 reichte ein Dr. Conrad Branger, der unermüdliche Verfechter der Brambrüeschbahn-Idee, ein Konzessionsgesuch in Bern ein. Als Bahnsystem war damals noch eine Gondelbahn in zwei Sektionen mit vierplätzigen Kabinen vorgesehen. Die Talstation hätte nach den ursprünglichen Plänen im Bodmergut beim damaligen Restaurant "Rohrers Biergarten" gebaut werden sollen, die Mittelstation am Nordende der Maiensäss Känzeli und die Bergstation am jetztigen Standort auf dem Hochplateau von Brambrüesch. Eine Begutachtung des Projektes und die anschliessende Begehung des Geländes durch Fachleute der Eidg. Bergbahnkommission hatten ergeben, dass auf der ersten Sektion die für Gondelbahnen damals maximal zulässige Neigung von 80% mit effektiven 93% deutlich überschritten wurde, so dass in der Folge für die erste Sektion eine Pendelbahn vorgesehen werden musste.

Vor der Erteilung der eidgenössischen Konzession musste noch eine Einsprache des Initiativkomitees einer Joch-Bahn in Churwalden behandelt werden. Der Kleine Rat des Kantons Graubünden hatte darauf eine negative Vernehmlassung nach Bern geschickt und das Bedürfnis nach einer Bahn auf Brambrüesch in Frage gestellt. Erst nach einem Wiedererwägungsgesuch, einer Besichtigung durch den Kleinen Rat auf Brambrüesch und einer Unterredung einer Churer Delegation in Bern wurde die Konzession am 26. November 1952 erteilt.

Ein weiteres Problem stellte sich mit dem vorgesehenen Standort der Talstation bei Rohrers Biergarten. Da die Erben Rohrer keinen Boden abtreten wollten, musste nach einem anderen Standort gesucht werden, der schliesslich beim Markthallenplatz gefunden wurde. Nach der Bewilligung des Bauvorhabens durch den Bürgerrat im Juli 1954 konnte endlich mit der Vermessung des Trasses begonnen werden, so dass verbindliche Offerten eingeholt werden konnten. Der definitive Kostenvoranschlag belief sich auf 1,4 Millionen Franken. Ende November 1954 wurde der Gründungsprospekt der Luftseilbahn Chur-Brambrüesch LCB herausgegeben und mit der Finanzierung des Vorhabens begonnen. Nach anfänglichen diesbezüglichen Schwierigkeiten konnte aber die Gründungsversammlung der LCB auf den 28. April 1956 angesetzt werden. Ende Juni 1956 wurden die Bauaufträge definitiv vergeben.

Die Bergbahn Chur-Brambrüesch setzte sich nun wie geplant aus zwei Sektionen zusammen, wobei der erste Abschnitt aus einer Pendelbahn und die zweite Sektion aus einer Gondelbahn mit Zweierkabinen bestand. Der Bau der Luftseilbahn wurde an das Werk Bern der Von Roll AG vergeben, während die Gondelbahn durch die Firma Giovanola Frères in Monthey erstellt wurde. Nach ersten Vorbereitungsarbeiten im Herbst 1956 konnte mit dem eigentlichen Bau im Frühling 1957 begonnen weden. Die offizielle Inbetriebnahme der Brambrüeschbahn erfolgte auf den 14. Dezember 1957.

Die Luftseilbahn der ersten Sektion Chur-Känzeli ist bis heute weitgehend unverändert erhalten geblieben, während die Gondelbahn im Jahre 1998 abgebrochen und durch eine Occasions-Vierergondelbahn der Bauart Von Roll VR 102 ersetzt wurde. Aber auch die Konzession der Pendelbahn läuft Ende 2006 aus und es besteht auch hier ein Projekt für eine Ersatzanlage. Eigentlich favorisierte man eine Verlängerung der bestehenden Gondelbahn bis ins Tal auf dem Trasse der abzubrechenden Luftseilbahn, wobei die Station Känzeli zur Zwischenstation mit Kabinendurchlauf geworden wäre. Aber diverse Einsprachen liessen dieses Projekt in eine Sackgasse laufen. Der Grund: Eine Gondelbahn könnte nicht so steil von der Talstation wegsteigen wie eine Pendelbahn; vielmehr müsste die Strecke über Masten geführt in geringer Höhe über das Gelände der Stadthalle, private Grundstücke und anschliessend dem steilen Berghang entlang verlaufen. Um einem kostspieligen Streit mit den Eigentümern der betroffenen Grundstücke aus dem Weg zu gehen, diskutiert man daher die Erstellung einer neuen Pendelbahn mit einer Förderleistung von 600 bis 800 Personen pro Stunde. Somit wären wieder beide Sektionen in ihren Kapazitäten aufeinander abgestimmt. Nur das Umsteigen auf Känzeli bleibt den Fahrgästen der Brambrüeschbahn auch in Zukunft nicht erspart.

Technische Daten der Luftseilbahn Chur-Känzeli:

 Inbetriebnahme  14. Dez. 1957
 Ausserbetriebsetzung  2. April 2006
 Erbaut durch  Von Roll, Werk Bern
 Fahrbahnlänge  1099 m
 Höhe Talstation Chur  600 m.ü.M.
 Höhe Bergstation Känzeli  1194 m.ü.M.
 Höhendifferenz  594 m
 Grösste Neigung  71,4 %
 Grösste Spannweite  799 m
 Anzahl Zwischenstützen  2
 Tragseile  1 pro Fahrbahn, ø 38 mm
 Zugseil  ø 22 mm
 Gegenseil  ø 18 mm
 Kabinen  2 à 23 Pers., von SIG
 Kabinenleergewicht  1150 kg
 Antrieb  Ward-Leonard
 Fahrgeschwindigkeit  6 m/Sek.
 Förderleistung  300 Pers./h

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Abb.1: Die Talstation mit ihrer hohen und schmalen Einfahrhalle. Schmal deshalb, weil die Tragseile der zwei Fahrbahnen nahe beieinander liegen und nur ein Perron in der Mitte vorhanden ist. Abb.2: Das achtrollige Laufwerk der Kabine 1 in der Talstation. In beiden Stationen sind keine Tragseilsattel vorhanden; bei den Gerüsten unter der Decke handelt es sich lediglich um Wartungstreppen. Abb.3+4: Nach Ausfahrt aus der Talstation steigen die Kabinen steil über den Churer Markthallenplatz hinweg. Abb.5-7: Ansichten der 23 Personen fassenden Kabine 2. Lieferfirma der zwei Kabinen war die Schweizerische Industrie Gesellschaft in Neuhausen (SIG).

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Abb.8: Blick aus der Kabine auf die Talstation und den Markthallenplatz. Abb.9+10: Nach der Talstation steigt die Strecke in einem grossen Spannfeld steil über dem Pizokelwald empor, um nach knapp 800 Metern schräger Länge die Stütze1 zu erreichen. Abb.11+12: Während der Fahrt geniesst man einen grandiosen Ausblick auf die Stadt Chur. Abb.13: Stütze Nr.1 in steilem Gelände. Damit die Kabinen bei ihrer Kreuzung in Streckenmitte genügend Abstand zueinander haben, liegen bei diesem Mast die Tragseile deutlich weiter auseinander als in den Stationen und am Mast 2.

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Abb.14-16: Stütze Nr. 2 kurz vor der Station Känzeli. Beide Masten sind sogenannte Dreibeinstützen; sie stehen jeweils auf zwei kräftigen Fundamenten und sind talseits durch ein Rohr abgestützt. Abb.17-19: Kabinen bei der Einfahrt in die Bergstation. Abb.20: Abfahrbereite Kabine. Auch hier in der Bergstation Känzeli ist nur ein Perron zwischen den beiden Einfahrbuchten vorhanden.

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Abb.21: Atemberaubende Aussicht auf die Stadt Chur und das Rheintal von der Station Känzeli aus. Abb.22+23: Die Mittelstation auf Känzeli. Hier steigen die Fahrgäste von der Pendelbahn auf die Gondelbahn um. Die zwei Stationsbereiche sind durch einen Warteraum miteinander verbunden, der links der offenen Bahnhalle sichtbar ist. Abb.24+25: Blick in den Maschinenraum der Luftseilbahn. Auf Bild 24 ist vorne links der Gleichstrom-Antriebsmotor, daneben der Verbrennungsmotor des Hilfsantriebes und dahinter das grosse Zahnrad mit der Antriebsscheibe für das Zugseil zu erkennen. Auf der gleichen Welle sitzt auch die Bremsscheibe der Betriebsbremse. Die Spanngewichte der Tragseile und des Zugseils befinden sich in der Talstation. Abb.26: Die Ward-Leonard-Umformergruppe. Mit dem Dreiphasen-Wechselstrommotor (links der gelben Kupplung), der aus dem Ortsnetz gespiesen wird, wird ein fremderregter Gleichstromgenerator (rechts) angetrieben. Durch die von einer variablen Gleichstromquelle gespiesene Erregung lässt sich die abgegebene Spannung und damit die Fahrgeschwindigkeit der Bahn stufenlos regulieren.

Bilder der Gondelbahn der 2. Sektion:

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Abb.27: Bei der Bergstation der 2. Sektion auf Brambrüesch (1600 m.ü.M.). Das Bild zeigt die ehemalige Zweiergondelbahn von Giovanola, die 1998 abgebrochen und durch eine Occasionsanlage ersetzt wurde. Abb.28: Eine Spezialität der alten Gondelbahn waren die offenen "Sommergondeln", die als Ergänzung zu den normalen Kabinen in Umlauf gebracht werden konnten. Abb.29: Von diesen Sommerfahrzeugen sind einzelne erhalten geblieben und in den Gärten auf Brambrüesch anzutreffen. Abb.30: Die heutige Vierergondelbahn der zweiten Sektion. Diese Anlage der Bauart Von Roll VR 102 lief ab Januar 1969 während 28 Jahren in Flims und wurde nach ihrer Demontage durch die Firma Bartholet in Flums total revidiert und hier auf Brambrüesch wieder aufgebaut, wobei die Stützen neu angefertigt wurden. Abb.31: Ausblick aus der Bergstation der Gondelbahn mit einfahrender Kabine. Abb.32: Plakat der Brambrüeschbahn aus den Fünfzigerjahren.

Alle Fotos (ausser 27, 28): C. Gentil

Weitere Infos zur Brambrüeschbahn: www.brambruesch.ch


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